„Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik“ im Programmentwurf

Von Dr. H.

 

Hier sei vorerst nur verwiesen auf den kurzen, aber, wie ich finde, aufschlussreichen Unterabschnitt „Aktive Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik“ unter Punkt IV.1 des ersten Programmentwurfs der Linken (s, dort S. 15). Darin soll ja wohl nicht zuletzt formuliert sein, wie die Linke mit dem Problem der Massenarbeitslosigkeit gedenkt umzugehen. Dass sich in diesem Zusammenhang buchstäblich kein Sterbenswort zur Verkürzung der gesellschaftlichen Normalarbeitszeit findet, gilt es gebührend zu würdigen.

Welches Gewicht diesem Gesichtspunkt aus ökonomiekritischer Sicht zukommt, mag man ersehen aus Marxens Überlegungen zu den „Grenzen des Arbeitstags“ im „Kapital“ (MEW 23, S. 245 ff), die in die folgende bemerkenswerte Passage münden:

 

„Man sieht: Von ganz elastischen Schranken abgesehn, ergibt sich aus der Natur des Warenaustausches selbst keine Grenze des Arbeitstags, also keine Grenze der Mehrarbeit. Der Kapitalist behauptet sein Recht als Käufer, wenn er den Arbeitstag so lang als möglich und womöglich aus einem Arbeitstag zwei zu machen sucht. Andrerseits schließt die spezifische Natur der verkauften Ware eine Schranke ihres Konsums durch den Käufer ein, und der Arbeiter behauptet sein Recht als Verkäufer, wenn er den Arbeitstag auf eine bestimmte Normalgröße beschränken will. Es findet hier also eine Antinomie statt, Recht wider Recht, beide gleichmäßig durch das Gesetz des Warenaustausches besiegelt. Zwischen gleichen Rechten entscheidet die Gewalt. Und so stellt sich in der Geschichte der kapitalistischen Produktion die Normierung des Arbeitstags als Kampf um die Schranken des Arbeitstags dar – ein Kampf zwischen dem Gesamtkapitalisten, d.h. der Klasse der Kapitalisten, und dem Gesamtarbeiter, oder der Arbeiterklasse.“ (a.a.O. S. 249)

 

Eine diese Frage der Normalarbeitszeit in den Fokus rückende kleine polemische Intervention zu dem, was der Mainstream im Landesverbands S-H der Linken unter Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik sich so vorstellt, ist hier nachzulesen: „Richtungsentscheidung“: Wo geht’s lang?

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Nicht seine Kritik der politischen Ökonomie lieferte Marx den Schluss auf jenes „revolutio-näre Subjekt“ namens „Prole-tariat“ – herleiten lässt sich aus ihr nichts dergleichen –, son-dern genau andersherum be-gründete die schiere Evidenz des Daseins und Wirkens die-ses Subjekts allererst eine Kritik der politischen Ökonomie, die das Kapital als „Durchgang“ hin zur menschlichen Gesellschaft diagnostiziert. Striche man da-gegen aus der Marxschen Di-agnose dieses einzige wahrhaft historisch-subjek­tive Moment darin aus, bliebe von ihr nur das Attest eines unaufhaltsa-men Verhängnisses.(*)

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