Vom Fortschritt des Elends zum Elend des Fortschritts

Protokoll einer unerledigten Debatte
in drei Teilen („Hinweise“, Teil I, Teil II) und mit einem Nachtrag.

Von Daniel Dockerill

„ … das ist wohl der Unterschied zwischen der Linken und dem Kommunismus: Jene inszeniert immer wieder von neuem das erbärmliche Theater einer über allen Parteien thronenden Gerechtigkeit, vor der dann auch die Mächtigen dieser Welt sich zu verantworten hätten. Dieser dagegen (soweit er es fertigbringt, sich von der Linken zu trennen) begreift sich selber als die eine, auf nichts als sich selbst gestellte Partei, die die bestehenden Machtverhältnisse vollständig umzustürzen, ihrerseits also eine Macht zu werden und zu diesem Zweck natürlich das Tun und Lassen aller zu stürzenden Mächte in Rechnung zu stellen hat.“[1]

Die „proletarische Plattform“ war einmal, und der Versuch ihrer Wiederbelebung scheint nach menschlichem Ermessen spätestens, nachdem drei seit der Gründung zum Teil maßgeblich an ihr Beteiligte Ende Oktober vergangenen Jahres für „[b]is auf weiteres“ ihre „Nichtteilnahme“ an gemeinsamen Debatten verkündet haben, ganz zwecklos.

Vom Fortschritt des Elends zum Elend des Fortschritts
31 Seiten, DIN A4
Vom Fortschritt des Elends zum Elend des
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Vordergründig hat unseren Zusammenhang – wie manchen anderen auch – „Corona“ auseinandergetrieben. Einige mehr oder weniger dezente Spuren dieses Auseinander sind auf den Corona-Seiten der Plattform in lesbarer Form festgehalten. Man braucht jedoch nur auf den anderen Diskussionsseiten unserer website die Datierungen der dort erschienenen Beiträge sich anzuschauen,[2] um festzustellen, dass schon einige Zeit vor 2020 aus unserem Unternehmen die Luft ein gutes Stück raus gewesen war. Dies jedenfalls, soweit es sich als eines verstanden hatte, das es auf, wenn auch noch so bescheidene, politische Wirkung abgesehen hatte.

Dass ein mit viel Elan begonnenes, politischen oder noch viel höheren Zwecken geweihtes Unternehmen sich schließlich in Wohlgefallen auflöst, an eine unverrückbare Grenze stößt oder gar als Irrweg sich erweist, erlebe ich weiß Gott nicht zum ersten Mal. Mir war es in diesen Momenten immer ein elementares Bedürfnis, Klarheit vor allem über die neuralgischen Punkte zu erlangen, an denen das jeweilige Scheitern oder Abirren sich hat festmachen lassen; nicht so sehr, um es irgend­ein nächstes Mal besser zu machen – das wäre bei der Unwägbarkeit alles Künftigen wohl ein allzu vermessener, kaum einlösbarer Anspruch –, als vielmehr, um das wirkliche „nächste Mal“ überhaupt näher bestimmen zu können, seine Konturen zu ertasten; um innezuhalten, statt entweder in Lethargie zu verfallen oder irgendwie weiterzurödeln; um Anhaltspunkte zu gewinnen für das, was ansteht, was notwendig, möglich und also wünschenswert ist.

Ein solcher Dollpunkt lässt sich für unsere „Plattform“, wie mir scheint, auf das Frühjahr und den Sommer 2017 datieren. Er markiert eine Zeit, als sie einerseits als politischer Zusammenschluss nach außen so gut wie gar nicht mehr in Erscheinung tritt, zugleich aber im Innern die Debatte über Voraussetzungen und Aussichten ihrer poltischen Ambitionen sich etwas belebt. Die Tiefen und Untiefen dieser Debatte sollen im Folgenden ein wenig ausgelotet werden.


[1] Petition the Lord with prayer. Amerika führt Krieg und die deutsche Linke sucht weiter ihren Frieden. Flugschrift der übergänge zum Kommunismus vom Dezember 2002.

[2] Hier eine tabellarische Übersicht über die Anzahl der auf unserer website erschienen Beiträge:

Jahr

Beiträge

verteilt auf Rubriken

Jahr

Beiträge

verteilt auf Rubriken

2011:

10

(News: 0; Linke 6; Israel: 4)

2016:

1

(News)

2012:

29

(News: 18; Linke: 10; Ökon: 1)

2017:

1

(Außen)

2013:

75

(News: 34; Rest: hässl. Dtsch.)

2018:

0

 

2014:

34

(News: 24; Rest: hässl. Dtsch.)

2019:

4

(News: 3; Linke: 1)

2015:

10

(News: 9; Linke: 1)

 

 

 

 

„Hinweise“ zum Entwurf eines „Aktionsprogramms“

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I   „Fernwirkungen des Faschismus“

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II   „ … im Elend nur das Elend …“

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Nachtrag: Wer verantwortet die Shoa?

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Nicht seine Kritik der politischen Ökonomie lieferte Marx den Schluss auf jenes „revolutio-näre Subjekt“ namens „Prole-tariat“ – herleiten lässt sich aus ihr nichts dergleichen –, son-dern genau andersherum be-gründete die schiere Evidenz des Daseins und Wirkens die-ses Subjekts allererst eine Kritik der politischen Ökonomie, die das Kapital als „Durchgang“ hin zur menschlichen Gesellschaft diagnostiziert. Striche man da-gegen aus der Marxschen Di-agnose dieses einzige wahrhaft historisch-subjek­tive Moment darin aus, bliebe von ihr nur das Attest eines unaufhaltsa-men Verhängnisses.(*)

Wertkritischer Exorzismus
Hässlicher Deutscher
Finanzmarktkrise