-AT- Hessisch Niedersächsische Allgemeine 31.03.2014
Interview mit Verdi-Chef Bsirske: "Eskalation nicht ausgeschlossen"
Bsirske hielt am 26.03. beim Verdi-Streik vor über 4000 Teilnehmern in Kassel eine kämpferische Rede.
Im Interview mit der einzigen örtlichen Tageszeitung, machte er deutlich, dass die Gewerkschaft durchaus noch zulegen kann. Auf die Tarifeinheit angesprochen, gab er klare Kante. Mal sehen,
ob Verdi im kommenden Ernstfall Worten Taten folgen lässt und das Streikrecht aktiv verteidigen wird!
"Frage: In der Vorwoche hatte Verdi auch die Lufthansa durch Streiks lahmgelegt. In dieser Woche wollen die Lufthansa-Piloten in den Ausstand treten. Wie sollen das die
betroffenen Passagiere noch verstehen?
Bsirske: Verdi ist nicht dazu da, die Forderungen der Pilotenvereinigung Cockpit zu kommentieren, die fast 100 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Lufthansa-Piloten vertritt. Cockpit hat zu dem Streik aufgerufen, von dem auch wir hoffen, dass er vielleicht noch abgewendet werden kann.
Frage: Warum machen Sie sich nicht für die Tarifeinheit stark, um eine solche Streikwelle von vornherein zu unterbinden?
Bsirske: Die Tatsache, dass Verdi die Mehrheit der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten im Lufthansa-Konzern stellt, kann nicht dazu führen, die Pilotenvereinigung Cockpit kaltzustellen.
Wir stehen nicht dafür zur Verfügung, Tarifverträge von Cockpit zu unterbieten. Denn dann würden wir uns ja zu Handlangern der Arbeitgeber machen. Das Streikrecht ist ein Grundrecht, deshalb lehnen wir jeden gesetzlichen Eingriff ab.
Frage: Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles hat aber bereits angekündigt, die Tarifeinheit noch in diesem Jahr gesetzlich abzusichern. Was sagen Sie dazu?
Bsirske: Noch mal, wir lehnen eine Einschränkung des Streikrechts ab. Deshalb stehen wir auch der Gesetzesinitiative, wie sie Frau Nahles plant, kritisch und ablehnend gegenüber. Es gibt viele Stimmen, die bezweifeln, dass ein solches Gesetz verfassungsrechtlich Bestand hätte. Und es wäre absurd, um beim Beispiel Lufthansa zu bleiben, dass Verdi für die Piloten Tarifverträge machen soll, die nahezu komplett in einer anderen Gewerkschaft organisiert sind."
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