-AT- 12.09.2014 Handelsblatt:
Der Separatismus wurde 1990 als deutsches Instrument des „Teile und Herrsche“ erstmals nach der NS-Zeit in Europa wieder hoffähig gemacht: Deutschlands EU-Alleingang bei der Stimulation und politischen Rückendeckung der Sezession Kroatiens und Sloweniens von der BR Jugoslawien und deren Anerkennung als eigenständige Nationalstaaten war das Startsignal zur Aktivierung der völkischen Sezessionsbewegungen in den reicheren europäischen Regionen der EU-Nationalstaaten.
Der deutsch gepushte NATO-Überfall gegen die BRJ zur Sezession des Kosovo 1999 und dessen Anerkennung als Staat 2008 schuf einen Präzedenzfall, auf den sich Putin beim Anschluss der Krim an Russland hämisch berufen konnte. Dass Deutschland mit der „Verletzung des Völkerrechts“ gegen die Sezession der Krim klapperte und deren Beitritt zur Russischen Föderation als Annexion durch Russland geißelte, ist ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass Deutschland bezüglich der Krim (wie auch der Ostukraine) geostrategische Interessen hat. Diese von einem leichten Ukraine-Coup erhofften Beutestücke sind futsch. Berlin hat sich mit dem Erweiterungsversuchs des „Ostraums“ ein echtes Problem an den Hals gehängt und zudem die Strategische Partnerschaft mit Russland demoliert. Die EU-„Partner“ und die USA lachen sich ins Fäustchen ob der Selbst[de]montage durch Selbstüberschätzung der selbstgefälligen „Führungsmacht Europas“.
Während also an der deutschen Ostfront ein separatistischer Bürgerkrieg tobt, nimmt der Sezessionismus an der Westfront, gestärkt durch die langanhaltende ökonomische Stagnation und die zunehmenden Zentrifugalkräfte der ökonomisch auseinander driftenden Regionen, gehörig Fahrt auf. Ob Deutschland die EU in diesem Zweifrontenchaos „führen kann“? Der Fortbestand der EU – und damit die deutschen Weltmachtpläne – stehen auf der Kippe. Geschichtlich interessant wird sein, ob sich die BRD nach zwei verlorenen Anläufen der Neuordnung „Europas“ beim laufenden dritten Versuch mit ihrem relativen Abstieg am Weltmarkt abfinden kann, oder ob die Mittelmacht nach den Gesetzmäßigkeiten der Reproduktion der nationalen Gesamtkapitale in der Konkurrenz der Nationen zu extremen politischen Vabanque-Stücken gezwungen ist.
Die deutsche Story nach 1990 kann übrigens hier auf der Plattform weiter ausgeführt gelesen werden: DER HÄSSLICHE DEUTSCHE – DRITTER AKT
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