-DD- Kleine Zusammenschau zum Drum und Dran der Demo am 3. Oktober 2024
Einen „Riss in der Partei“ die Linke, der sie „aufgrund der Friedensfrage“ durchzieht, habe die Demonstration am 3. Oktober in Berlin „sichtbar“ gemacht. So ein Befund der Sprecherin ihrer Bundesarbeitsgemeinschaft Betrieb und Gewerkschaft, Ulrike Eifler. Die Partei müsse „verstehen, dass die Friedensbewegung nur dann stark ist, wenn sie heterogen ist“, schreibt sie in einem Beitrag in der jungen Welt vom 15.10., der dem ins Haus stehenden Parteitag in Halle gewidmet ist. Und allerdings ist die Spreizung der friedensbewegten Posititionen in der Partei ganz enorm.
Während sie selbst einzig einem „kommenden Krieg gegen Russland“, den sie für ausgemacht hält, in die Parade fahren möchte und darum einen Aufruf unterzeichet hat, der den derzeit tatsächlich stattfindenden Krieg Russlands gegen die Ukraine nicht einmal erwähnt, missbilligt sie, dass andere in ihrer Partei genau deswegen sich dem Demonstrationsbündnis verweigern. Und dass ihr Parteivorstand zwar immerhin auch zur Demonstration aufruft, „jedoch mit sich zum Teil widersprechenden Forderungen in einem eigenen Appell“, stellt sie auch nur mäßig zufrieden. Ohne auf irgend angeblich sich Widersprechendes jener Forderungen einzugehen, beklagt sie absurder Weise, diese „basierten nicht auf einer geopolitischen Einordnung“; ganz so, als hätte die russische Aggression gegen die Ukraine mit Geopolitik gar nichts zu tun und hat man im Interesse des Friedens also besser daran getan, sie strikt zu ignorieren.
Aber besagter „Riss“ reicht weit über die linke Partei hinaus. Einen ausgewachsenen Krach hat es jetzt in der Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) gegeben, der nach eigener Auskunft „ältesten deutschen Friedensorganisation“. Auf ihrem vom Tag nach der Demo an abgehaltenen dreitägigen Bundeskongress in Halle kam es anscheinend zum Showdown. Den Demo-Aufruf hatten zuvor neben einer Reihe lokaler oder regionaler Gruppen nur einzelne mehr oder weniger namhafte Mitglieder der Gesellschaft unterzeichnet, der Bundesverband dagegen fand zwar einerseits den „Aufruf ... nicht per se falsch“, hatte aber andererseits so viel Kritik „an der Organisation und dem Aufruf“, dass er unter den Unterzeichnern fehlt.
Der Landesverband Berlin-Brandenburg indes sowie das Jugendnetzwerk der DFG-VK und noch einige weitere Gruppen, in denen wohl eher jüngeres Personal des deutschen Pazifismus sich versammelt findet, hatte die Unterstützung der Demo nicht nur verweigert, sondern den Aufruf unter der Überschrift „Pazifismus statt Putin-Propaganda“ regelrecht verrissen und zu einer Gegenaktion vor der russischen Botschaft mobilisiert. Im Nachgang findet sich auf ihren Seiten zudem eine reich bebilderte und kommentierte Dokumentation der „Nie wieder Krieg“-Demo, mitsamt ihren Perversitäten, bei der „Frieden mit“ einem Russland verlangt wurde, das einen Krieg gegen sein Nachbarland vom Zaun gebrochen hat, und man – auf Deutsch – einen bislang jedenfalls nur imaginierten „Krieg gegen Russland“ gestoppt und – auf Russisch: „Мир и Дружба“ – „Friede und Freundschaft“ mit ihm sich wünscht – von den Palästinafahnen gegen eine angeblich „Krieg & Völkermord“ treibende NATO und für „Solidarität mit Donbass & Gaza!“ ganz zu schweigen.
Durchaus treffend kennzeichnen die pazifistischen Kritiker der Demo und des Aufrufs dazu deren Initiatoren als „Weltuntergangssekte“, die von „Panik vor einem ‚Dritten Weltkrieg‘“ regiert seien. Gründlich in die Irre gehen sie freilich, wenn sie dabei übersehen, dass solche Weltuntergangspanik keineswegs das Alleinstellungsmerkmal dieser und ähnlicher Sekten ist, sondern ein herausragendes Merkmal des Zeitgeistes. Von dem aber sind sie selbst in anderer Weise offenbar kaum weniger besessen, wenn sie z. B. von „Corona-Hass-Verschwörungswahnsinnigen“ daherreden und somit den Wahnsinn der Panik vor einem die Menschheit millionen- oder gar milliardenfach mit dem Tod bedrohenden Schnupfen-Virus, die ganze Bevölkerungen mehre Jahre in den Bann geschlagen hat, selbst heute, wo die Dinge an sich für jedermann offen zutage liegen, nicht einmal zur Kenntnis nehmen.
Gar nicht zu reden davon, dass natürlich auch sie ganz und gar zeitgeistig die Angst vor einer globalen „Klimakatastrophe“ für ihren Aktivismus ausbeuten und an der irrsinnigen, weil aus faktenbefreitem und daher nichtigem Anlass Anfang dieses Jahres angekurbelten massenhaften Mobilmachung „gegen Rechts“ nichts auszusetzten hatten, sondern die völlig berechtigte Kritik daran auf „Verschwörungsmythen“ herunterkürzen. Während sie die Dämonisierung der Nato sehr zu Recht ablehnen, nehmen sie nicht einmal wahr, dass die Parallelisierung der AfD mit dem Nazismus diesen auf übelste Weise verniedlicht, und sind so leider auch völlig blind für den das gesamte politische Spektrum von links bis rechts vereinenden Hang zum Totalitären.
Kommentar schreiben