Nicht in sozialdarwinistischem Dreck schwimmen

von L. J.

Dear Daniel, ich würde diese Antwort gerne weiter aufschieben, aber das geht mit dem Coronavirus ja leider auch nicht.

Eines nach dem anderen:

1. Ich weiß nicht, wie es um eine gute analytische Kritik der Querdenker steht.

Es mag sein, dass der Zusammenhang von Querdenken und Rechtsextremismus völlig überzogen und verfälscht dargestellt wird, es also keine Notwendigkeit gäbe, sich überhaupt zu dieser Sache zu äußern. Ganz so, wird es aber wohl nicht sein. Ich weiß nicht, was es mit einer von dir auch mir unterstellten Gesinnungspolizei zu tun haben soll, zu fordern, zu schauen, dass die Kritik an den Maßnahmen eben nicht von Reichsbürgern, Rechtsliberalen oder Rechtspopulisten vereinnahmt und dominiert wird.

Ich denke, dass diese Diskussion zu führen ist, wer dort bei den Querdenkern politisch, sozial wie unterwegs ist, und sie nicht polemisch abzuwehren.

Und unpassend erscheint mir auch die Reaktion von Mr. Ballweg, wenn er auf die Frage seines Verhältnisses zur AfD und dazu, dass sie zu jenen von ihm maßgeblich initiierten Protesten aufruft, nur mit den Schultern zucken kann.

Um welches Dilemma geht es? Dass die Bewegung ohne Unterstützung von rechts dasteht? Von Reichsbürgern etc. nicht mehr besucht wird? Wenn diese eh keine Rolle spielen, weshalb dann solche Reaktionslosigkeit dazu? Außerdem: Manche Gesinnung und damit verbundene Praxis ist eben grenzwertig, nicht?

Ganz fern steht mir, den Querdenkern irgendetwas anzuempfehlen. Ich wünsche auch nicht, dass sie endlich Ruhe geben würden. In dieser Sache war ich dagegen sicherlich ebenso wie du schockiert, dass plötzlich in der jungen Welt Demonstrationsverbote gefordert wurden, und die Polizei für ihr lasches Eingreifen kritisiert worden ist. Wo noch eine Woche zuvor davon berichtet worden war, dass die polnische Regierung die Frauenbewegung mit öffentlichen Behauptungen zu diskreditieren versuche, dass sie mit ihren Protesten für Tausende Covid-Tote verantwortlich sei.

2. In den Tagesreporten des DIVI-Registers ist, neben der Zahl der Patienten mit COVID auf den Intensivstationen, immer auch die Zahl der davon invasiv Beatmeten angegeben. Die hatte ich miteinander verglichen. Gestern hatte ich für Norddeutschland hierzu noch folgende Graphik gesehen (https://www.ndr.de/nachrichten/info/Corona--Intensivbetten-Nord deutschland-Deutschland-Kapazitaet-Auslastung,intensivbettenhintergrund100.html) welche zeigt, dass zumindest die Zahl der Beatmeten, invasiv oder nicht invasiv ist hier nicht dargestellt, auf dem Stand vom Mai dieses Jahres liegt. Nun gut, wenn diese, welche auch aus dem DIVI-Register, nun gar nicht vergleichbar sind, eine solche Statistik also überhaupt Nonsens sei… Jedenfalls, wie ja auch mein Apothekenblättchen beschreibt, und wovon wohl erstmal ausgegangen werden kann, ob im März oder jetzt, die Zahl der invasiv Beatmeten ist angestiegen. Keine Frage, ich kann mir auch vorstellen, dass diese Behandlung falsch ist, nicht geboten, oder Patienten heute beatmet werden, die sonst palliativ begleitet worden sind; das habe ich auch so gemeint, als ich die Frage gestellt habe: „ob die Zahl der invasiv Beatmeten bloß auf die Diagnose Covid-19“ zurückgeht. Warum ich diese Zahl nun mit den Vorjahren vergleichen wollte, und mit welchen überhaupt … kann ich nun auch nicht mehr erkennen.

Die Frage, die sich also hier stellt, ist, und wenn ich mich recht entsinne, hatten Wodarg und Co. solche auch schon eingereicht, wie sich der Personenkreis aufschlüsselt; wer, woher und wann, nach welchen Kriterien heute invasiv beatmet wird. Trotzdem will ich an dieser Stelle gerne etwas vorsichtig sein, denn es ist heikel, so als Nichtmediziner, vielleicht noch irgendwelche Empfehlungen auszusprechen, auch wenn ich für die Abschiebung aller Fragen auf Experten, „Professoren“ und „Wissenschaftler“, nicht viel übrighabe. (Ich ziele hier noch auf niemanden Konkreten, aber die Thematik, die anfänglichen Vorschläge zur Herdenimmunität, und so manche Gespräche haben es schon mit sich gebracht, dass man aufpassen muss, hier nicht plötzlich in sozialdarwinistischem Dreck zu schwimmen. Wenngleich vermeintlich aus umgekehrter Richtung, um deinem Einhaken hier zuvorzukommen, mir die Scheinheiligkeit der Vorwürfe derer, die plötzlich von einer solidarischen Gesellschaft schwatzen und die keine Zweiklassengesellschaft wollen, durchaus bewusst ist. Hinzu kommt: Nicht selten sind es dieselben.)

3. Gut erstmal, dass du dir meine Blättchen wenigstens gründlich ansiehst …

Ich schrieb: „Weshalb könnte nicht angenommen werden, dass die anderen schweren Atemwegserkrankungen wegen des Lockdowns und der verbreiteten Vorsicht sinken, während COVID-19, aufgrund ganz besonders hoher Ansteckung, weiterhin zunimmt? Ich gehe – ohne weitere Kenntnis – davon aus, dass das die gängige Argumentation sein wird.“

Du hierzu: „Eine „gängige Argumentation“ ist das sicher längst. Aber ist sie auch triftig? Oder vielmehr: Sollte sie es sein, hieße das nicht, dass Lockdown und ‚verbreitete Vorsicht‘ keine Kräutlein sind, die gegen positive Testergebnisse oder gar gegen CoVid-19 helfen?“

Ich kann nicht das Gegenargument darin erkenne, wenn du darauf verweist, dass das Virus für Menschen mit Vorerkrankungen besonders gefährlich ist. Eine andere Erklärung ist sicherlich jene, die Wodarg mit den Folgen der Tests in Kliniken und Pflegeheimen gibt. Sie ist die entscheidende. Aber ist sie auch triftig? Noch fehlen dazu wohl die Informationen. Auch er nimmt es an. Und wenngleich es hier in Deutschland noch keine Übersterblichkeit gab, wie sieht es dazu in Europa, wie in den USA aus? Was wenn die Pfleger, plötzlich doch infektiös, das Virus zu vorerkrankten Personen tragen? Du schreibst selbst, es sei umstritten, wie infektiös eine Person ohne Symptome sein kann.

Von wegen kollektiver Psychose: Deine Diagnose, die du von einem solchen Bruchstück abhängig machst, ohne sonstige Anamnese, bringt mich schon fast zum PCR-Test. Man hat gelernt sich zu bescheiden, zu vertrauen, in Wissenschaft und Vater Staat.

4. Ich bin etwas weitergekommen, mir deine Textverweise anzusehen. Und ich bin erstaunt, über die Aussagen des Herrn Drosten, dass er GLAUBT, dass eine Standardisierung der Tests von Vorteil wäre.

Beim Bayrischen Rundfunk heißt es folgendermaßen (https://www.br.de/nachrichten/wis sen/faktenfuchs-was-pcr-tests-ueber-corona-infektionen-aussagen,SIb8vqq):

„Ein CT-Wert von größer 30 gilt als Richtwert dafür, dass ein Infizierter nicht ansteckend ist. Ein fester Grenzwert ist das allerdings nicht […] So kann zum Beispiel ein schlecht gemachter Abstrich dazu führen, dass in der Probe weniger Virusmaterial vorhanden ist und die PCR erst nach mehr Wiederholungszyklen ein positives Ergebnis liefert.“

Ob denn das Labor weiß, ob es einen richtig oder falsch gemachten Abstrich in das Reagenzglas füllt, und wie es die Zyklen also festzusetzen hat?

Ob aus solchen Einzelaussagen und den vielen Beispielen, aus den von dir angeführten Texten, von schlecht arbeitenden Laboren wiederum abzuleiten ist, dass hier mit den PCR-Tests alles aus dem Ruder gelaufen ist; dass es überhaupt keine Indizien für Infektiosität bei positiven Ergebnissen gibt, keine Standards und Laborqualitäten (sondern verschmierte Viren an Kühlschränken), schon gar nicht für eine wirkliche COVID-Infektion, die ja nach dem einen Trend-Artikel überhaupt bloß eine Konstruktion darstellt? – Ich weiß es nicht. Zumal ich gerade gelernt habe, dass diese PCR-Tests doch ein Standardverfahren auch für sonstige Viren seit Jahren darstellen; es also bei allen Problemen und Ungereimtheiten, so könnte angenommen werden, dennoch annäherungsweise mehr richtige als falsch gemachte Ergebnisse gibt, sodass wir vielleicht statt ca. zehn Prozent sieben Prozent positive Testergebnisse hätten.

Es spricht nicht wenig dafür, dass es sich genauso verhält, wie es Herr Prof. Drosten 2014 für Saudi-Arabien erklärt hatte; dass also mit den PCR-Tests alles aus dem Ruder gelaufen ist. Und wenn nicht?

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Nicht seine Kritik der politischen Ökonomie lieferte Marx den Schluss auf jenes „revolutio-näre Subjekt“ namens „Prole-tariat“ – herleiten lässt sich aus ihr nichts dergleichen –, son-dern genau andersherum be-gründete die schiere Evidenz des Daseins und Wirkens die-ses Subjekts allererst eine Kritik der politischen Ökonomie, die das Kapital als „Durchgang“ hin zur menschlichen Gesellschaft diagnostiziert. Striche man da-gegen aus der Marxschen Di-agnose dieses einzige wahrhaft historisch-subjek­tive Moment darin aus, bliebe von ihr nur das Attest eines unaufhaltsa-men Verhängnisses.(*)

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